50 Jahre Journey to the Moon, die Zeitungen sind voll davon, und ich schließe mich mit dem Jubiläums-Toast aus gegebenen Anlass an, obwohl doch erst morgen die eigentliche Landung war. Aber es ist eine „Journey“, mit über 400.000 Beteiligten und einem kollektiven „Wir-Gefühl“ als Neil Armstrong mit seinem berühmten Satz „That’s one small step for a man one giant leap for mankind“ die Oberfläche des Erdtrabanten betrat (20.7.1969).
Es ist fest in meine Erinnerung gebrannt, wie ich damals als Kind vor dem Fernseher saß mit meinen Eltern und Großeltern. Das Gerät war eines der ersten in Farbe und flimmerte heftig, aber die Original-Aufnahmen taten es wahrscheinlich auch.
„Journey to the Moon“ wurde auch meine erste wirklich erfolgreiche Kollektion (2013/14) auf dem Weg von den Teenager/Mädchen hin zu der Women’s Fashion. Und alles, was irgendwie schiefgehen konnte, ging auf dem Weg dorthin schief. David Bowie’s „Space Oddity“ wurde mein Dauerloop und am Anfang schien alles ganz leicht. (Wünschte Bowie hätte für heute ein neuen Remix aufgenommen. Grüße nach oben!)
Das Thema „Mondlandung“ war so bilderreich, das Cover vom Life Magazin mit Buzz Aldrin in seinem NASA Anzug, die schwarzen Foto-Kontakte, dazu der dunkelblaue Wolljacquard mit feinem Glitzer, der kräftige Bouclé in weiß-schwarz, die Metall-Knöpfe, die an Jule Vernes Mondraketen-Büchse erinnerten.
Und dann, dann ging nichts miteinander zusammen, kein Stoff wollte sich so formen, wie ich es wollte. Es war Weihnachten und nichts war fertig, das wenige Wochen später im Showroom in Mailand gezeigt werden sollte. Wie heißt es so schön, einmal falsch geschminkt, muss alles runter, überschminken macht es nur häßlich. Das kann man sich gleich als Lebensweisheit hinter die Ohren schreiben. Wenn falsch, dann Tonne! Und so machte ich es, am 2. Januar fing alles von vorne an. Roma sprach damals nur noch von „Apollo 13“ und nicht von der 11, die wir heute und morgen feiern. Allerdings gab sie auch anzumerken, dass die Mission der 13 die erfolgreichste überhaupt wurde, obwohl die Crew nie wie geplant auf dem Mond landete.
Alles also auf RESET und den Countdown neu starten. „6 – 5 – 4 – 3 – 2 – 1 – 0. All Engine running.“ Mailand Mitte Februar. Die Russen zum Ordern, und ich erklärte kurz, dass alles, was sie nehmen möchten nach links gehängt werden sollte, der Rest bleibt.
Als ich mit dem Kaffee zurück kam, hing alles links. Ich schüttete den Kopf, nein, mißverstanden, alles, was sie ordnen nach links. – Sie lächelten und sagten: Wir wollen alles! Selbst wenn ich es heute, Jahre später, aufschreibe, bekomme ich noch eine Gänsehaut. Ich musste schnell nach hinten, um ein paar Tränen zu vergießen, so überwältigend und unerwartet war dieser Zuspruch.
Die Aufträge wurden geschrieben, die Produktion startet und dann, dann ging wieder alles schief. Moskau stornierte, weil die amerikanische Flagge abgebildet war und nicht die Russische mit Gagarin oben im Orbit. Pech! Also doch nicht zum Mond, sondern irgend wie mit Blessuren und ein paar schnell gebastelten neuen Ideen wieder sicher zurück auf die Erde. Wie schiebt man ein ‚eckiges Schwein durch ein rundes Loch?‘ – Ganz einfach, man denkt komplett neu, schaut, was man hat und beginnt das Puzzle „Fashion-Success“ mit anderem Vorzeichen.
Ich habe allen Wholesale Kunden geschrieben, dass ich nicht mehr komme, ich mache jetzt mein eigenes Ding, fliege mit meinen Freunden und Endkunden zum Mond und wieder zurück, die kapieren es besser als die Einkäuferinnen mit ihren Ängsten. Es hat geklappt, dank Euch, dank Sylt und einem Pop-up Store in einem alten Friesenhaus.
Am Ende der Saison gab es kein einziges Mondteil mehr und ich war glücklich dort gelandet, wo ich immer hin wollte, dort wo man alle Schritte mit bestimmen kann, die kleinen und die großen. Wer solch ein Modell aus Journey to the Moon besitzt, kann es ja heute und/oder morgen tragen, wenn sich die Landung auf dem Mond zum 50. Mal jährt.
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