Meine derzeitige Bettlektüre ist Haruki Murakami’s „Von Beruf Schriftsteller“, 2016 in der deutschen Ausgabe bei DuMont erschienen. Es ist ein „langsames“ Buch, vergleichbar mit unserem Tageswerk von morgens aufstehen bis abends einschlafen, beinahe ein wenig belanglos könnte man vordergründig annehmen, wären da nicht zwischen den Zeilen so unglaublich viele weise, kluge und nachdenkliche Überlegungen versteckt.
Je länger ich lese, desto mehr entdecke ich mich als Kreative, die mit den Augen sammelt und es spontan, intuitiv in verschiedenen Ausdrucksformen wieder herausgibt. Murakami zitiert James Joyce Satz von „Fantasie ist Erinnerung“ und schreibt von seinem eigenen Gedächtnis als einer riesigen Anzahl von Schubladen gefüllt mit „zusammenhanglosen Erinnerungen“, die mit Hilfe der Intuition gekonnt verbunden werden. Grandios, so geht es mir auch: Schlafwandlerisch fügen sich die Facetten zu einem Bild, das mein eigenes wird, nicht kopiert, nicht übertragen, sondern neu erschaffen. Was man dazu allerdings braucht ist a.) ein unverbauter Zugang zu sich selbst, b.) ein Vertrauen in die Intuition und c.) die nicht endende Neugier des Sammlers.
Schmunzelnd erzählt Murakami von dem Dichter Paul Valery, der in einem Interview Albert Einsteig fragt, ob er ein Notizbuch für seine Ideen hätte. „Einstein blickte ihn mit mildem, aber aufrichtigen Erstaunen an und erwiderte: ‚Aber nein, das brauche ich nicht. Ich habe so selten eine Idee.'“
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