Vor ein paar Tagen stolperte ich über einen Artikel in der New York Times über die belgische Designerin Ann Demeulemeester, die vor sechs Jahren ihr 1985 gegründetes Fashion Label verließ und von der man seitdem nichts mehr gehört hatte. Ich jedenfalls nicht. Sie zählte damals zu den Antwerp Six (zusammen mit Dries van Noten) und ihr Unternehmen mit der düsteren Poesie einer Patti Smith Lyrics funktionierte. Einziger Grund zu gehen: etwas anderes probieren, die Kreativität in neue Bereiche führen.
Irgendwann begann sie mit dem Töpfern, der Keramik, dem Porzellan, der Gestaltung mit den Händen, den Farben auf dem Ton, übte sich in einer neuen Geduld und in einer neuen Sprache. „Ich wollte wieder verletzlich sein.“ sagt sie über diese Zeit … Und ich kann das sehr gut nachempfinden, gerade, wenn ich selbst wieder zwischen den Kollektionen hänge, plane, überlege und entwerfe, wie die nächsten Editionen aussehen werden. Wieweit lasse ich mich auf das Leben ein, wie gelingt es mir, meine Design-Aussage zu schärfen und zu öffnen für eine Relevanz in unserer Zeit und für mich selbst.
Ann Demeulemester ist in ein neues altes Medium gesprungen. Sie hat in den letzten Jahren an Master Classes in England und Frankreich teilgenommen. Sie hat in Deutschland traditionelle Porzellan-Manufakturen besucht. Und dann hat sie ein Jahr darauf verwendet, die Serax Kollektion zu entwerfen und zu entwickeln. Sie ist eine Perfektionistin mit der ihr eigenen Beharrlichkeit.
Ich springe ebenfalls in ein anderes Medium, um mir die Räume für die Kreativität neu zu erschaffen: Ich schreibe, morgens früh für mich und dann für Euch … und so werden die Dinge modelliert, nicht mit den Händen, aber mit den Worten für die Gedanken und Bilder, die sich irgendwann in Materialien und Silhouetten verwandeln.
In zwei Wochen beginnen die Stoffmessen in München und in Paris. Die Themen sind gesetzt, die Motive gewählt, alles andere ist noch offen, aufregend, fordernd, suchend. Es funktioniert solange man, wie es Ann Demeulemeester sagt: dünnhäutig und verletzlich ist. Dann geht das, was Trend wird, durch die Seele und wird wichtig und richtig, für einen selbst und hoffentlich für Euch später ebenso. Für mich mit den Mitteln der Mode und den aufgeschriebenen Sätzen, für die Belgierin mit den Händen und den Formen und Farben des Porzellans. „To be starting out, finding something difficult.“ (Ann Demeulemeester, New York Times)
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