Irgendwie hatte ich schon Mailand für mich ausgeblendet mit blassen Erinnerungen an früher: Flug, Shuttle, Hotel, Showroom und dann im Schnellgang durch die Via della Spiga, Via Montenapoleone, Duomo … Abends mit den Einkäufern und Agenten Essen, spät ins Hotel und nächsten Tag Abflug. Nun entdecke ich die Stadt ganz neu, denn Toska (19) ist soeben am Istituto Marangoni, der renommierten Fashion Schule, angenommen worden.

Istituto Marangoni

Zu Fuss und per Fahrrad geht es im Zickzack durch die Metropole: Brera, das Viertel der Künstler, herrlich versponnen bei Sonnenschein die kleinen Strassen mit Cafés und Shops, dann natürlich die Altstadt mit dem Dom, die Galleria Vittorio Emanuele – übrigens nicht nur die schönste, sondern auch die älteste in Europa, 1867 erbaut – im Rhinacente kurz die Ladie’s Rooms besuchen, denn Shopping ist nicht das Ziel und Department Store sowie so nicht.

Galleria Vittoria Emanuele

Uns treibt es zu den Entdeckungen, wie der kleinen Blumenhändlerin, nur das ihre zierlichen Blümchen nicht echt sind, sondern aus bemaltem Metall. Entzückend! Am liebsten möchte ich sie gleich für die MILCHSTRASSE 11 gewinnen. Inspirierend wie immer der Concept Store CORSO COMO, 10 – das große Vorbild für mein Geschäft in Hamburg-Pöseldorf. Beschaulich und liebevoll der andere Concept Store „teerosa“ in der Via Manzoni, 27. Ich mache mir Notizen.

Flowershop Milan

Corso Como

Weiter geht es mit dem Fahrrad quer durch die Parks und auf und ab entlang der Strassen im Città Studi, dem Universitäts- und Studentenviertel. Überall blüht es und duftet nach Frühling – wir armen Nordlichter, die Wetter-App zeigt für Sylt 5°C an.

Toska roter Blazer

Noch hält das üppige Frühstück vor, deswegen überspringen wir den Stop beim besten Pizza-Laden Mailands, vor dem die Leute Schlange stehen und rundherum ihre einwickelte Pizza auf den Bänken und Treppen essen. Erst kommt die Kultur mit Leonardo da Vinci’s (1452 – 1519) Codex Altanticus, der größten gebundenen Sammlung seiner Skizzen und Aufzeichnungen, ausgestellt in der Bibliotheca Ambrosiana. Nachdem ich das Seiden-Chiffon-Tuch mit Motiven aus dem Skizzenbuch entworfen habe, ist mein Zugang ein ganz anderer, ehrfürchtig verharren wir in dem dunklen stillen alten Studienraum vor den über 500 Jahre alten genialen Niederschriften in Spiegelschrift.

vinci 6 doubled

Wieder draußen hat sich der Himmel etwas zugezogen und die BIKE ME Station um die Ecke lockt für die nächsten Erkundungen. Gen Süden, Richtung Navigli, „Mailand von seiner schönsten Seite“, wie es in einem Städteführer heißt, mit all den kleinen Restaurants und Bars. Der Weg dahin beschwerlich mit Tram-Schienen, hupenden Autos, Schlangenlinien fahrenden Vespas, hubbeligem Steinbelag der Straßen. Wir werden kräftig durchgeschüttelt auf unseren Bikes bis es endlich gemächlicher am Kanal entlang führt, der schon nach Plänen Leonardos angelegt wurde. Bis zur Fondatione Prada nur ein Katzensprung, also hin! (mehr dazu später).

Fondaptione Prada

Es wird langsam schummrig, als wir die Fundatione verlassen, angefüllt mit verwirrenden Eindrücken außergewöhnlicher zeitgenössischer Kunst. Zeit für ein Break im Stadtteil Naviglia, das mit seinen Bars lockt. Jetzt ein gigantisches Bier und ein Happy Hour Snack, Mutter-Tochter-Talk über diese vibrierende Stadt, in der sich Alt-und-Jung, Modernes und Historisches so selbstverständlich mischen. Wir sprechen über Mode und Kunst, Kommerz und Passion … Domani un‘ altra Journi!

Visit Mailand

Visti Mailand