Wo ist sie nun schon wieder, mögen sich einige Fragen. In Paris, Zwischenstopp, dann geht es weiter auf die Réunion zu Roma, gebucht kurzentschlossen vor zwei Wochen, als die Welt noch halbwegs in Ordnung war. Toska und ich treffen uns für ein paar Stunden, hatten uns erst vor wenigen Wochen zur Premier Vision gesehen, nun ist die Stimmung eine ganz andere.
Wir sitzen uns draußen im Café gegenüber. Beide sehen wir blass aus, unausgeschlafen und traurig. Paris im Frühling. Sie ist zutiefst besorgt über die Ereignisse der letzten Tage, und ich kann sie nicht davor beschützen. Gemeinsam waren wir so viele Male in Moskau.
Was wird aus ihrem Stipendium für Sankt Petersburg, das im September starten soll? Ihre Russischlehrerin hat Familie in der Ukraine, das junge Mädchen aus Russland, das ihr bei der Einschreibung geholfen hat, erzählt von ihren inhaftierten Freunden.
Toska hat Tränen in den Augen. Ihre Welt hat Risse bekommen, die sich nicht so schnell heilen lassen. Ich versuche ihr irgendwie Hoffnung zu geben mit meinen Werten von Kunst, Mode und Schönheit. Sie möchte meinen Überzeugungen gerne folgen, aber es will nicht so richtig gelingen. Ich halte ihre Hand und wir schweigen einen Moment.
Dann haken wir uns unter und spazieren durch den Jardin du Luxemburg. Paris im Frühling, wie schön kann es sein, wie bunt überall die Farben. Wir recken das Gesicht in die warme Sonne und haben uns, das ist viel. Und mit uns gibt es viele andere, die so nebeneinander herschreiten für die Freiheit, für ein friedliches Miteinander und für alles, was ihnen wertvoll ist. Ich glaube fest an diese Macht.
PS: Während ich das hier schreibe, piept im Minutentakt mein Handy mit WhatsApp Nachrichten von Freund:innen: Heute um 20.00 Uhr werden die Kirchenglocken läuten und alle sollen die Lichter ausschalten, um Putin zu zeigen, dass wir uns nicht erpressen lassen. Die Aktion ist europaweit, zeitgleich in London (19 Uhr), Kiew (21 Uhr) und Moskau (22 Uhr).
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