Eines meiner Lieblingsgedichte aus der Schulzeit, das ich – trotz Siebgedächtnis – immer noch vollständig aufsagen kann ist der „Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland …“ Ich sehe sie vor mir, die prallen Birnen im goldenen Herbstlicht. Meine Literatur-Freundin Christiane von Korff hat sich nach langer Sommerpause mit Havelland Assoziationen zurückgemeldet und sie wäre nicht sie, würde sie nicht sofort ein paar neue Literaturtipps geben und ein paar spannende Ankündigungen für die MILCHSTRASSE 11 skizzieren. (Für die bildliche Einleitung habe ich mich gestern Abend auf die Suche nach Sylter Birnbäumen gemacht, ein nordlichthaftes Bäumchen fand ich schließlich…):

Christiane und Gail Riverside Museum

Abb: Christiane von Korff mit der schottischen Schriftstellerin Gail Honeyman

„Liebe Birgit, long time, no hear!

Hatte und habe seit meiner Rückkehr aus Elba im Juli viel zu tun —  einige große Interviews liegen vor mir, andere habe ich schon geführt. Zuletzt mit Juli Zeh, ein spannendes Treffen im Havelland. („Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand. Und kam die goldene Herbsteszeit. Und die Birnen leuchteten weit und breit,“…). Zu meinem Erstaunen haben die Birnbäume dort tatsächlich merkwürdig nach außen hin gebogene Stämme – so wie ich es in Juli Zehs „Unterleuten“ gelesen hatte. Das große Thema dieses mehr als 600 Seiten dicken Buchs: Resignation und Rückzug ins Private, in die kleinstmögliche Gemeinschaft. Ohnmacht angesichts der Regierungen in Berlin und Brüssel. Ohnmacht und Verachtung der Politik, denn die ist ist wie das Wetter: „Sie findet statt, ganz egal, ob man zusieht oder nicht, und nur Idioten beschweren sich darüber.“ Ein großer Gesellschaftsroman, der mit all seinen unterschiedlichen Menschen Stimmungen und den Zeitgeist einfängt. Unbedingt lesen!

Julia Zeh

Auch Zehs neues Buch „Leere Herzen“ kann ich Dir vorab empfehlen; es erscheint Mitte November und spielt in naher Zukunft. Trump und Merkel regieren nicht mehr, stattdessen ist die rechtspopulistische BBB, die ‚Besorgte Bürger Bewegung’ an der Macht. Juli Zeh hat diesem Roman ein Motto vorangestellt: „Da. So seid Ihr“. Eine satirische Zukunftsvision, die zugleich ein erhellendes Licht auf unsere gegenwärtige Gesellschaft wirft.
Julia Zeh Leere Herzen
See you next Tuesday!
Christiane