Wir in den nicht-katholischen Bundesländern haben heute frei, Ihr anderen müsst noch arbeiten und dürft dafür morgen an Allerheiligen ausschlafen. Was für eine typisch deutsche Fleckenteppich-Regelung. Und das Beste dabei, die jungen Leute denken, heute ist Feiertag wegen Halloween. Und morgen ist Feiertag, damit man den Rausch von Kürbis-Wodka auskurieren kann. Weit gefehlt: Heute ist Reformationstag und erinnert an Martin Luther, der die 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg nagelte (Datum und ob er es persönlich war, bleibt umstritten).

Luther

Also, anstatt zu Halloween es so richtig krachen zu lassen, sollte man eher Buße tun, sich ein wenig um das innere Seelenheil kümmern. „Niemand kann Vergebung ohne Reue erlangen.“ Also nix mit freikaufen und sonstigen Schummeleien. Uns muss es wirklich leid tun, was wir so angestellt haben, und wir müssen es ehrlich meinen, mit dem Bessermachen. Ich überleg mal, was ich so alles auf meine Liste setze, wenn ich endlich aus dem Zug nach Sylt aussteige, um im Laden zu stehen, Euch zu treffen, am Watt entlang zu gehen. Nennen wir den 31. Oktober doch einfach mal „Reue- und Vergebungstag“.

Bahnfahrt NOB

Und nun zu morgen: „Allerheiligen“, hier im Norden mal wieder „business as usual“, bei den Katholiken ein Feiertag und für die, die Halloween übertrieben haben, ein Abhängtag. Zu Beginn des Christentums häuften sich so viele „Heilige“ an, dass man irgendwann nicht mehr jedem einen Gedenktag schenken konnte. Also kam man pfiffig auf die Idee der „Sammel-Feier“, dem Aller-Heiligen. Hört sich ökonomisch an und kann von uns sportlich ausgestattet werden mit weiteren Heiligen, die wir morgen huldigen, die Menschen, die sich selbstlos für das Leben und das Wohl anderer einsetzen, denen nicht egal ist, wie es in unserer Welt so läuft oder nicht läuft. Mal schauen, wer morgen mein Heiliger, meine Heilige ist.

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Roma wird mit ihrem Vortrag über Bertolt Brecht „Leben des Galilei“ sprechen, am 1.11.2019, 16.00 Uhr bei uns in Kampen auf Sylt. Fortsetzung am Sonntag, den 3. November zum Brunch in der Milchstrasse 11 (12.00 Uhr). Galilei kam mit dem Leben davon, weil er die Wahrheit verleugnete und beim Rausgehen aus dem Saal leise murmelte: Sie dreht sich doch. Kurz zuvor war Giordano Bruno (1548 – 1600) in Florenz auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden, weil er nicht widerrief, sondern von der Komplexität des Kosmos überzeugt war. Die Kirche hat sich mit Johannes Paul II dafür entschuldigt, hat allerdings 400 Jahr gedauert (12. März 2000). Späte Buße, späte Reue.

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