Die Bilder ähneln sich, die Hotels bleiben die gleichen, die Abläufe sind beinahe austauschbar … und doch ist es immer wieder anders. Vergangene Woche waren Toska (20) und ich auf der Premier Vision in Paris, der größten internationalen Messe für Stoffe und Accessoires. Wie jedes Jahr: 4.30 Uhr aufstehen, Boarding 5.40 Uhr, Ankunft Paris, warten auf den Shuttle, Anstehen für die Badges und auf geht’s in die Fussballfeld-großen Hallen 5 und 6.
Die Übersichtsareale: no photo! Stichworte und Überschriften, die wie das Orakel von Delphi oder die Ankündigungen der Federal Reserve Bank in alle Richtungen interpretiert werden können. Ehrlich gesagt, muss ich jetzt, wo ich schreibe, sogar nachdenken, wie sie lauteten und was die markanten Trendeindrücke waren. Wir reden vom Herbst-Winter 2018–19. Was steht bei uns auf dem Plan, sind wir doch noch ganz dem Jetzt mit der „Arabeske und dem Persischen Garten“ verhaftet.
Es wird poetisch, fabulös, surreal. Wenn wir die Welt nicht mehr verstehen, müssen wir Platz machen für die Illusionisten. Wer mich kennt, weiß, dass nun die Zeit für den Vortrag gekommen ist. Die Stoff-Designer lauschen und verstehen, die Franzosen verstehen sogar am besten, denn meine Inspirationen kommen aus ihrem Land, aus ihrer Vergangenheit. Mitgebrachte Bilder liegen neben Stofflaschen. Es passt! Es wird aufregend! Eine neue Welt öffnet sich – ohne Übertreibung. Das ist der Thrill des Designers: jede Saison sich eine neue Geschichte zu erzählen mit den Mitteln der Mode.
Toska und ich arbeiten Hand in Hand, hochkonzentriert, ein Gleichklang mit unterschiedlichen Akzenten: sie die Fokussierte, ich die Spielerische. Wir lachen uns kaputt, als ich mal wieder in die Kitsch-Kiste greife – ja im Ernst, uns stehen wieder Zeiten bevor mit Lurex-Glitter auf Stoff gemalt, ein bißchen Froufrou kombiniert mit Tartan Karo. Bordüren erleben ein Revival und die Farben zelebrieren endlich wieder ein Wald-Grün. Aber keine Angst, daneben haben die Trend-Gurus auch das Neon-orange und das rauchige Rot gepackt, damit wir locker offen bleiben für unsere Orakel-Themen.
Die To-do-Liste ist abgearbeitet: aktuelle Kollektion, Cruise Weihnachten, Sommer 2018 und nächsten Herbst-Winter – dieses Mal war es eine Menge, aber die Bilder sind stimmig, erfrischend anders und trotzdem immer wieder Roma e Toska – versprochen. Es bleibt noch Zeit für die Accessoires: Blüten aus der besten Manufaktur ganz in der Nähe des Erzgebirges, sonstige Auftraggeber dort: Philipp Tracy, das englische Königshaus … Wir verabreden, ihnen das nächste Mal einen Besuch abzustatten, und bestellen morbide Samt-Seiden-Blüten für den „persischen Garten“, sprich für sofort.
Der Tag klingt aus mit einem herrlichen Sonnenuntergang über Charles de Gaulle Airport. 22.00 Uhr startet der Flieger verspätet zurück nach Hamburg. Kein Eiffelturm, kein Jardin du Luxembourg, kein Louvre. Schade! Diesmal nur Hunderte von Stofflaschen und liebevolle Gespräche mit den so kreativen Textildesignern: Federico, Franco, Gabriele, Antonio … Wir mögen uns schon sehr, sie sind ‚particulare‘ und wir sind es ebenso. Wir sprechen die gleiche Sprache und lieben, was wir tun, jede Saison wieder auf’s Neue.
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