Seit mehr als acht Jahren produzieren wir im Erzgebirge zwischen Chemnitz und Stollberg. „Made in Germany“ als Zeichen für Verantwortung, Nachhaltigkeit, Liebe zum Detail und Kleinserien just in time. Probleme gab es eigentlich nie, außer vielleicht die Verständigung, das „Blazer“ nicht „Blazer“ sind, sondern „Pläsa“ und Seidentücher die „Tüüscha“. Alles kam immer sorgfältig genäht und verpackt in Hamburg an, und wenn ich dort war, deckte ich mich mit Räuchermännchen und Erzgebirge Engel ein, übernachtete in der Pension Sonnenschein für €18,50 inkl. Frühstück und aß zu Abend die Thüringer mit Kraut im Restaurant Abendrot.

Erzgebirge

Sie sind mir ans Herz gewachsen, diese schroffen fleißigen Erzgebirgler, sie bringen mich zum Lachen, wenn sie morgens um „sechse“ von ihren Maschinen aufschrecken, weil die Designerin schon in der Tür steht. Aber in mir steckt durchaus das Herz der Anpackerin, die am Zuschneidetisch flaxt und mal nach dem Alltag neben und nach der Arbeit fragt: Schulstullen für die Kinder, Haushalt, Rasen mähen, Familie versorgen, Grillparties und Urlaub auf Mallorca. Viel verdient wird nicht und manch eine geht dann doch lieber als Verkäuferin in den NORMA Markt.

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Nachwuchs im Schneiderhandwerk zu finden ist schwierig geworden, ein Betrieb nach dem anderen schließt. Besorgniserregend, finde ich, denn es muss ein schönes Gefühl sein, wenn unter den ratternden Maschinen die ausgefallenen Modelle entstehen. Seit kurzem ist die Besitzerin in Rente gegangen. Sie hatte den Betrieb Anfang der 80er Jahre gegründet, mit der Wiedervereinigung wichtige Zuschüsse für Investitionen erhalten. Nun hat seit kurzem ein junger Erzgebirgler übernommen, zusammen mit seinem Mann, ein modernes Homo-Paar mit Weltläufigkeit und Textil-Ingenieurstudium, freundlich mit einem Lächeln im Gesicht, ganz irritierend für die Region der Grummeler. Wir freuen uns auf eine lange Zusammenarbeit, auf wachsende Umsatzzahlen, weiteren besetzten Nähplätzen und jungen Auszubildenden im Gewerbe. Der Blick aus dem Fenster in den alten Kräutergarten ist immer noch der Gleiche und wie jedes Jahr mache ich ein Foto.

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