Profane Gedanken weckten mich heute morgen auf: aufräumen, putzen, packen … Logistik Sylt – Hamburg, to-do-Liste für Montag … Wie immer will ich nicht weg, wenn ich auf der Insel bin. Hier ist das Leben so herrlich reduziert mit Spaziergängen am Meer, Freunden und Kunden, Glühwein und schönem Essen. Zuhause in Hamburg erwartet mich ein kleiner Sturm des Dies-und-das-sofort. Heute ist „Heilige-Drei-Könige“, der Tannenbaum darf noch einen Tag lang stehen, die älteste Tochter meines Mannes hat Geburtstag, und ich erinnere mich dann immer an mein erstes Semester Kunstgeschichte mit der Altniederländischen Malerei.
„Die Anbetung der Könige“ von Roger van der Weyden (1399 – 1464), heute in der Pinakothek in München, war eines meiner Lieblingswerke mit den drei edlen Männern in unterschiedlichen Lebensphasen. Besonders der jüngste fesche König rechts im Bild mit dem prächtigen Gewand hatte es mir angetan, steht er doch da wie ein höfischer Galan mit seinem Windhund, dem die Welt zu Füssen liegt und der sich dennoch in die einfache Hütte begibt.
Wie schlage ich die Brücke zu Roma e Toska? Liegt das nicht auf der Hand?! Es sind die Stoffe, die Ornamente, die Details der Malerei der frühen Renaissance, das erzählerische Moment.
Die Altniederländische Malerei hat mich geprägt, wie keine andere Epoche. Denke ich zurück an meine ersten Monate als Studentin der Kunstgeschichte, mit mir als 19-Jährigen, die nicht mal wusste, wann Rembrandt gelebt hatte, dem Underdog aus der Provinz … – Roger van der Weyden, die Brüder van Eyck, der Meister von Flemalle und das 15. Jahrhundert waren mein Coming out für alles, was danach geschehen sollte.
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