Wer glaubt, ich würde tagtäglich friedlich über meinen Skizzenbüchern hängen und neue Modelle kreieren oder zen-budistisch im Shop ein Stilleben nach dem anderen aus Tüchern und Vasen arrangieren oder gar fröhlich zwischen Moskau, London und Kuwait hin-und-her düsen, der hat die Härte des Modebusiness nicht verstanden. Täglich gibt es Klagen und Beschwerden, die sich wie Asche über das Positive legen. Längst nicht jeder, der einen eine Wegstrecke begleitete, ist geblieben.
Gerade las ich ein herrliches Buch von Michael Köhlmeier „Zwei Herren am Strand“ über Charlie Chaplin und Winston Churchill, ihre Begegnungen, ihre Depressionen und wie das Komische und das Lachen wider allen Ernstes hilft, den manchmal ruppig-frustrierenden Alltag zu bewältigen.
Unvergesslich für mich heute die kleine Szene am Zuschneidetisch mit meinen beiden lieben Mitarbeiterinnen bei Kaffee und Trost-Schokolade: Für den einen oder anderen aus der Vergangenheit mussten wir einen Grabstein aufstellen, manch ätzender Kontakt verlangte gar ein ganzes Mausoleum auf dem Friedhof der Enttäuschungen. Sicherlich liege ich auch auf den Trauerstätten von manch Ehemaligen als Mehrfach-Klon … Vielleicht nur soviel inbrünstig zur Ehrenrettung: Wenn man ein Unternehmen aufbaut, dann läuft nicht immer alles so glatt, wie man es sich wünscht, dann hat man nicht immer das Ohr für alle Bedürfnisse und nicht jeden Mitläufer kann man zufrieden stellen, der sich von dem schönen Schein der Mode anlocken ließ. Der Friedhof wird weiter wachsen, das lässt sich nicht verhindern, aber hinter jedem Grabstein versteckt sich auch eine liebevolle, amüsante Geschichte, die ich über die Jahre weiter pflegen und begießen werde.
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