Donnerstag, der 14. März 2019. Ein Seetag, und ich bin wieder dran mit einem Vortrag, der diesmal als Workshop angekündigt ist: Create your own Scarf. Also jeder kann seinen eigenen Schal entwerfen mit den Seidenchiffon Stoffen aus unseren Editionen, und wir bieten an, den Entwurf im Hamburger Atelier umzusetzen. Hört sich soweit gut und easy an. Ist es aber nicht, soviel kann schon jetzt vorab gesagt werden. Aber der Tag ist noch früh, das Meer bleiern, der „Stille Ocean“ macht seinem Namen alle Ehre.
14.00 Uhr, alles ist vorbereitet, die ersten schauen herein, ziemlich unsicher, ob sie nun malen sollen oder was sie überhaupt erwartet. Zwei huschen gleich wieder raus und entscheiden sich für das Zirkeltraining oben an Deck. Nicht, dass ich hier die einzige bin für das Entertainment, nein, es gibt eine ganze Heerschar von Künstlern, Referenten, Medizinern und Sportlern, die das Angebot an Vorträgen und Workshops vor allem an Seetagen zum Bersten füllen. Meine Uhrzeit ist schwierig, da ich auch noch mit dem Mittagsschlaf konkurriere. Nun gut, die Bude ist nicht voll, einige Zuspätkömmler füllen wenigsten die Plätze im Mittelfeld auf.
Zunächst gibt es einen Überblick zumMustermix, Euch BlogleserInnen schon durch einen Beitrag vor ein paar Wochen bekannt. Dann geht es los, aus den mitgebrachten Dessins sich Schnipsel zu schneiden und auf die 1:10 Vorlage zu kleben. Keiner kann sich so richtig vorstellen wie es wird. Einige schneiden Fischlein aus dem Paul Klee Druck aus, andere verzweifeln über dem Wasserfall von Hokusai. Ich versuche zu erklären, dass sie ganzheitlich denken sollen, in größeren Musterflächen. Schwierig, hinzu kommt, dass sich die einen nicht von ihren geliebten Hermès Carres lösen können, andere überehrgeizig den perfekten Schal fertigen wollen. Am besten ist das Männer-Paar, sie legen einfach los, unkonventionell und wesentlich befreiter als die stilbewußten Damen am Tisch.
Wir überziehen die Zeit, mittlerweile sitzen alle gebeugt über ihren Werken, und ich erzählte von den Qualen einer Designerin, die auch nicht weiß, wie etwas am Ende aussieht. Entwerfen hat mmer etwas mit dem Mut zum Risiko und mit Zufällen zu tun. Nach gut eineinhalb Stunden müssen wir das Atelier so langsam räumen. Eine Erfahrung mehr. Wiederholung fragwürdig. Die beiden Herren möchten ihre Werke realisiert haben, die anderen zögern noch und bleiben lieber bei dem eigenen Bestand an Tüchern. Ich bin erledigt, brauche jetzt eine XXL Waffel auf dem Pool Deck. Das Ganze werden wir mal in Hamburg für Euch anbieten, mal schauen.
Und was gab’s sonst so an diesem Tag: 7:30 Walking mit Prof. Dr. Klaus Steinbach, 8:30 Aquafitness, danach die Morgenandacht mit dem Bordseelsorger und Eintänzer, 10.05 Diplom-Biologin Brigitte Fugger über Mensch und Natur in Papua-Neuguinea, 11.15 der mittlerweile zum Shooting Star avancierte Abenteurer Christian Rommel über „Die faszinierende Vielfalt vormünzlicher Zahlungsmittel in Ozeanen“, für unseren morgigen Tag ein super wichtiges Thema,. Parallel kann man Shuffleborad spielen (dafür reichte noch nicht die Zeit), 11:30 Uhr ein Workshop über frisches Aussehen, 12:00 ein Malkurs, dann ich mit meinem Geklebe, kein Wunder, dass die meisten da schon mittelschwer erschöpft sind, 14:30 Workshop Rückentraining, 16:00 Teatime Gespräch, 16:15 Bingo (niemals dagewesen), 16:30 Hera Lind Schreibwerkstatt, – Könnt Ihr noch folgen? – 17:00 Kraft- und Fitness Training wieder mit Prof. Dr. Klaus Steinbach, der Sympath ist heute anscheinend im Dauereinsatz und schließt deswegen 17:30 gleich noch die Relinggymnastik an. 18:15 singt Gabriele Rössel „Romantisches zur Nacht“, ich überspringe, um wieder fit zu sein für das Köche-Dinner um 19:00, zu dem die besten Köche des Schiffes ihre Lieblingsgerichte zubereiten. Toska und ich sind hübsch zurecht gemacht, natürlich in Roma e Toska, man schaut ja auf uns. Mit am Tisch sitzt unser Urwald-Experte und erzählt. Mitternacht ist dann Schluss mit lustig, ich muss einfach nur schlafen.
Langeweile an Bord? – Nicht möglich, bei diesem Programm liegen meine neun mitgebrachten Bücher noch ungeöffnet in der Suite. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass wir mittlerweile eine eingeschworene Bordgemeinschaft geworden sind, in der sich viele zu interessanten Persönlichkeiten entpuppten. Die wenige Zeit zwischen gebuchten Aktivitäten geht damit drauf für herzliche und anregende Plaudereien. Auch schön. – Was machen wir nur, wenn diese Reise einmal zu Ende ist …
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