„Kaikai“ ist Essen, „Mumu“ ist die Kochstelle und „Singsing“ ist das Fest, so heißt es jedenfalls in Tok Pisin auf Papua Nuigini, wie Papua Neuguinea bei den Einheimischen genannt wird. Es handelt sich um eine Kreolsprache mit englischen und deutschen Elementen, denn ein Teil des Osten war bis 1919 deutsche Kolonie. Das Land ist jedoch ein echtes Babylon mit über 800 Sprachen, die untereinander nicht verständlich sind. Das Hochland wurde erst 1935 entdeckt, man hielt es bis dahin für unbewohnt. Die anthropologisch faszinierende filmische Dokument „First Contact“ von 1983, hält dieses Ereignis mit Zeitzeugen fest. Kein Land der Erde zeigt einen solch starken Kontrast zwischen einer beinahe steinzeitlichen Zivilisation und unserigen westlichen Kultur, besonders wenn man an Bord eines Luxusliners einläuft.
Hier schreibe ich übrigens morgens immer mein Bordtagebuch mit Blick auf den Pool und der Südsee hinter mir. Dazu Cappuccino, Croissant und Wassermelone, es ist 6.00 Uhr Ortszeit. Selbst so fern des häuslichen Schreibtisches bleibe ich ein Gewohnheitstier.
Das Schiff legt an der Pier von Alotau an, vorne an Bug steht mit mir die Biologin und Referentin Brigitte Fugger, die das Land als Expeditionsleiterin bereits 1985 bereiste. Die Zeiten haben sich mit dem Tourismus geändert und man muss zunehmend mit einer bewaffneten Aggressivität rechnen. Wir sollten ein wenig achtgeben, wenn wir an Land gehen. Zum Glück bewahrheitet sich das nicht und wir werden von allen Seiten freundlich empfangen.
Alotau liegt in der Milne Bay Provinz und ist seit 1968 deren Hauptstadt. Zu erreichen ist es nur auf dem Seeweg. Wenn wir später in zwei nahegelegene Dörfer fahren, so geht dieFahrt oft über schlammige Dschungelwege. Ansonsten gibt es nur wenig Informationen über den Ort. Wir sind gewappnet mit Turnschuhen und Hut, das Schmuckgehänge ist im Safe verstaut. Los geht es durch den tropischen Regen an rostigen Containern und düsteren Lagerschuppen vorbei entlang des Hafens auf Entdeckungsreise.
Der Boden ist vom Regen aufgeweicht, Menschen kommen uns entgegen mit Säcken auf dem Kopf, Taschen um dem Hals. Ein ganz normaler Alltag in Alotau. Wir grüßen und werden lächelnd zurück gegrüßt. Außer uns gibt es keine Touristen. Allerdings haben sich auf dem durchnässten Platz vor dem Kriegerdenkbar zu Ehren der Gefallenen und Helden, die hier 1942 die Japaner schlugen, ein paar Händler eingefunden. Unser Schiff ist natürlich nicht zu übersehen.
Christian Rommel hat uns noch mit auf den Weg geben, nach Schmuck Ausschau zu halten und das tun wir natürlich mit Begeisterung. Eine junge Frau hat besonders schöne Ketten, die sie selbst aus Muscheln gefertigt hat, insbesondere der Kina-Muschel, die Namensgeberin der Währung ist. Wir kaufen ein paar Ketten und Armbänder für insgesamt kaum mehr als 10€, so viel wie das monatliche Einkommen der Landbevölkerung ist.
Irgendwie versammelt Toska immer gleich eine ganze Truppe von Alten und Jungen um sich herum. Das werden wir später noch in einem der Dörfer erleben. Alotau besitzt nichts Spektakuläres, aber es ist gerade das Alltägliche, das uns reizt, die Menschen, die an der Straßenkreuzung stehen, oder auf den Bus warten, die Märkte mit all den exotischen Lebensmitteln … Beinahe ist der Regen ein willkommener Gefährte, um uns besser in die Szenerie zu integrieren. Wir verzichten auf den Schirm und lassen uns durchfeuchten. Meine „Wolkenbluse“ hat ja schon den Regenwald genießen dürfen, das bißchen mehr von oben macht ihr nun auch nichts mehr aus.
Es ist Markt in Alotau und so manch einer kommt zu Fuß von entfernt gelegenen Dörfern, um hier ein paar Tomaten oder Erdnüsse zu verkaufen. Überall findet man die Betel-Nuss, die zusammen mit einem weißen Pulver als Aufputschmittel gekaut wird, so als hätten wir pausenlos Koffein-Kaugummi im Mund. Zähne und Zahnfleisch verfärben sich rot, mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass das Zahnfleisch degeneriert und die Zähne ausfallen.
Wir wollen nichts kaufen, aber das Angebot ist dennoch berauschend. Es duftet von überall, nicht so stark wie auf einem Bazar in Marokko, eher ist es ein zarter feuchter Duft, gemischt mit dem dumpfen Geruch von ungewaschenen Klamotten (damit sind nicht unsere gemeint, wir haben ja die Bordreinigung).
Die Fortsetzung vomAusflug am Nachmittag zu Mumu und Singsing folgt … Das Tagebuch Tag 16 ist noch nicht zugeklappt.
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