Überlegen wir doch mal, wo es Formulierungen gibt, die sich in alle Richtungen interpretieren lassen: das Horoskop, richtig! Orakel, Orakel. Oder damals Alan Greenspan, als er noch Direktor der US-Notenbank war und über den Leitzins und die Geldmarktentwicklung sinnierte. So manches Abschluss-Papier von Klimagipfeln und G20 Treffen klingt ebenfalls nach multi-deutbaren Worthülsen. Genauso ist es bei der Beschreibung der Trendfarben der kommenden Saisonen, ein eloquentes Feuerwerk der Variablen. Hier ein Auszug aus dem Farbkatalog der Premier Vision für Frühjahr/Sommer 2019:
„The spring summer range tells tender stories, true stories, downright funny or darkly serious stories. The range lives and breathes in the space between its colourful phrases, modulates the intensity of its variations and punctuates its four harmonies with a frank openness.“ – Ich picke mir wie immer heraus, was ich lesen möchte, klar „stories“, „true“ wie immer, dann wird es schon schwieriger, witzig oder dunkel ernst? Nun vielleicht im übertragenen Sinne, denkt man an Themen von „zuviel Wasser“ und „Abwesenheit von Wasser“. Wie immer modulieren wir natürlich die Variationen und Widersprüche und versuchen sie harmonisch zu bändigen, allein schon durch unsere Persönlichkeiten, wenn wir die Teile tragen …
Und die einzelnen Farben mit ihren schillernden Namen? Sie sind jede Saison wieder ein Schmunzeln wert: das leuchtende Orange gibt den Ton an, „neon kumquat“. Musste ich erst einmal googeln: Eine Stauden-Pflanze, eng mit den Zitrusfrüchten verwandt, auch Zwergenorange oder Zwergenpomeranze genannt. Kann man samt Schale essen.
„Bubble gum“, ein Erdbeershake Pink, sollte auch als Akzent mitschwingen, wahrscheinlich für den „funny“ Part.
Erdig, kaki, „dry algae“, das werden die Farben von Roma e Toska mit dem zweiten Thema „Absence of Water“ und den „darky serious stories“.
Und die Blautöne des Wasser, die haben wir dazu addiert und umspielen souverän, was die Farbkarte so bietet von „linen flower“ bis „night pigment“.
Eines bleibt festzuhalten, auch die orakelnden Trendforscher haben für den Sommer 2019 das „Wasser“ von Zuviel bis Zuwenig zu einem zentralen Thema erklärt. Damit ist nicht nur eine visuelle Geschichte gemeint, sondern auch die Nachhaltigkeit von Produktion bis Kaufverhalten, denn die Modeindustrie gehört zu den traurigen Spitzenreitern von Wasserverschwendung und Wasserverschmutzung.
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