Wie heißt es so schön: „Liebe geht durch den Magen“. Keiner weiß genau, woher dieses Sprichwort stammt, aber es besitzt seine Gültigkeit von Anbeginn der Menschheit. Für mich als Nicht-Köchin, die ihre Mahlzeiten auf dem Fahrrad, auf dem Bahnsteig oder im Gehen verspeist, die auch mal ein Stück Fleisch wieder aus der Mülltonne angelt, weil es sich um ein 1-A-Filet handelt und nicht wie fälschlich angenommen um ein Gammelrind, also für mich trifft es zu: mein Mann hat mich vor vielen Jahren mit einem selbstgekochten Dinner verführt. Heute feiert er seinen Geburtstag – Krzysztof Graf Tyszkiewicz – und ich erzähle die Geschichte von dem genialen „Ehemann und Koch“.
Geboren am 21. Oktober 1942 im besetzten Warschau. Der Diener im Schloß Wilanow wollte den Vater darüber nicht informieren, es war noch zu früh am Morgen. Dann 1944 die Flucht mit Mutter und Schwester aus den Feuern des Warschauer Aufstandes …
Als sie einige Jahre später allein im ehemaligen Speisewagen von Hermann Göring durch das zerstörte Polen fuhren, lernte er von dem dortigen Koch sein einmaliges Rührei. Dann war es die Mutter, die ihm beibrachte, wie man aus einem leeren Kühlschrank noch ein wunderbares Essen „Nichts“ zaubert.
Und so kochte er irgendwann erst für mich und dann für die Freunde ein wunderbares Essen. Ich lud ein, vergaß regelmäßig zu erzählen, dass ich eingeladen hatte, abends trafen die Galeristen und Künstler und Querdenker ein und Krzysztof hatte das Essen fertig. Wie ihm das immer wieder gelang, ich habe keine Ahnung. Das erste Mal in meinem Loft in Hamburg-Altona waren alle natürlich neugierig, wer ist der neue Mann an meiner Seite, da war ich 29. Vor lauter Aufregung hatte ich seinen Namen vergessen und stellte ihn als „den Koch“ vor. – Oh, weh, das führte beinahe zur frühzeitigen Trennung. Seitdem ist es ein „no go“ und wird sorgfältig vermieden.
Gemeinsam Essen wurde zur Pflicht als Familie mit Roma und Toska, ab und an den zwei älteren Töchtern aus seiner ersten Ehe, mit den Freundinnen der Kinder und manchmal auch deren Eltern. Es gab den großen Tisch, der jetzt im Atelier steht und 10 Stühle rundherum. Krzysztof kochte und alle erzählten von den Erlebnissen des Tages. Hier setzt sich das Sprichwort fort: die Liebe der Familie, die durch den Magen geht.
Nun sind wir 25 Jahre verheiratet, und der Graf verführt immer noch mit seinen Spezialitäten aus der Küche hier oben im Kapitänshaus in Kampen/Sylt. Dabei ist es so klein und eng, dass die meisten dort gerade mal den Kaffee heiß machen könnten. Aber es funktioniert, das Kochen mit Nichts besitzt seinen Stil, das Auge isst mit, ob unten gemeinsam am Tisch oder elegant-bohemian im Strandkorb.
Die Leber mit selbst gesammelten Äpfeln, die Nierchen in Sahnesauce, die Salate, der Lachs auf Fenchel … Hhmh. Und jeder kennt die „Kringelis“ als kleinen Snack zwischendurch. Mein Geschenk heute: Ein Kochbuch als Projekt, eine eigene Rubrik im Blog. Damit ihr und wir täglich lernen, wie und warum Liebe durch den Magen gehen muss! Bon Appetit!
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