Gestern Abend kurz nach 20.00 Uhr, der Spielfilm mit Kirk Douglas hatte gerade begonnen, da rief Roma (22) aus Berlin an: „Sie ist in Sicherheit!“ – Wieso in Sicherheit? Da sickerten die ersten Nachrichten durch: Ein LKW ist vorsätzlich über den Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche in Berlin gerast und hat mit sich 12 Menschen in den Tod gerissen, 48 sind verletzt, z.T. schwer. – Roma ist fast jeden Abend auf einem Weihnachtsmarkt, in Mitte/Prenzlauer Berg, wo auch ihre Wohnung liegt. – Toska neben mir sms an ihre Freunde, sie ist in Sicherheit, weil sie schon in Hamburg ist. Aber wo ist Sicherheit, gestern war sie auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus. Ich muss an New York in den 1980er Jahren denken, an die lustigen verrückten Freunde dort, die jedoch immer die Spielregel im Kopf mit sich trugen: Wer geht vor mir, wer geht hinter mir, wer könnte mich angreifen, verletzten, töten … Ist es wieder so weit? Gleichzeitig erinnere ich mich an das tiefsinnige Vorwort von Inga Griese in der ICON September 2015 (so lange ist es schon wieder her):
„Ist es richtig, jetzt in die wunderbare Welt der Mode abzutauchen? In diesen umwälzenden Zeiten, wie man sicher zu bedenken geben könnte? Jetzt, da wir tagtäglich mit traurigen Bildern und Herausforderungen konfrontiert werden, die wir nicht mehr verdrängen können, weil sie so nah sind? Diese fast pawlowsche, sehr deutsche, moralisch beschwerte Frage stellt sich uns nicht. Keineswegs aus Arroganz, sondern weil es darauf keine richtige Antwort gibt. Die Schönheit des Lebens ignoriert nicht die Not des Daseins, aber die Not wird nicht besser ohne die Schönheit. Sie lässt uns auftanken. …“ Wenn Mode eine Haltung ist und ein Statement gegen den Schrecken und die Angst, dann brauchen wir sie mehr denn je. Es reicht schon, wenn ich mich in dem, was ich trage selbstsicher, besser und schöner fühle!
Abbildung: Der Weihnachtsmarkt nahe der Berliner Gedächtniskirche © Fabrizio Bensch/Reuters
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