Alle großen Designer sind sich einig: Weniger ist schwieriger,! Wie sagte Coco Chanel so richtig: ‚Scheherazade kann jeder!‘ – Stimmt. Und die Königsklasse ist die weiße Bluse als „must have“. Jil Sander hat mit ihr ein Imperium erbaut und Yamamoto konnte sie perfekt, Celine könnte viel mehr von ihnen herstellen … Moschino kann sie gar nicht. Ein alter Freund und Künstler, Bernhard Prinz, machte die weiße Bluse zu seinem Thema: „Reine Wäsche“ heißt die vielteilige Arbeit aus den späten 1980er Jahren. Ein Basic wird zu einem Statement und passt immer wieder neu in unsere Zeit.
Ich habe bestimmt zwei Jahre auf den Stoffmessen nach dem richtigen Material gesucht. Nicht zu dünn, nicht zu dick, nicht zu weich, nicht zu steif. Zwischendurch bot man mir sogar den weißen Cotton der Schweizer Armee an – danke nein, viel zu brettig. Wichtig ist auch die Struktur, die sich zurücknehmen muss und trotzdem spürbar ist. Wie bricht sich das Weiß, überhaupt, welches Weiß ist das richtige Weiß? Das Material muss die Wäsche überstehen, ohne anschließend lapprig zu sein. Es darf nicht unangenehm knittern, gar rascheln. Hat man all diese Entscheidung mit einem Häckchen an der richtige Stelle abgearbeitet, kommt der Schnitt. Die weiße Basic Bluse – und „basic“ ist hier keineswegs abwertend gemeint – sollte tailliert geschnitten sein, damit sie unter den Blazer passt. Kragen und Manschette sind modische Entscheidungen.
Für diesen Frühjahr/Sommer ist der Kragen altmodisch hoch und groß gestaltet, a.) ist es gerade sehr trendy, b.) schmeichelt es der strengen Linie und c.) passt er so perfekt zu unseren Antarctic Eroberern. Trotzdem muss man die Option haben, die Bluse geschlossen und offen zu tragen. Die Manschette ist lang und kann umgeschlagen werden, sieht sehr schön zur Jacke oder auch zum Pullover aus.
Als letztes geht es um die Knöpfe, sehr wichtig, denn auf der cleanen weißen Fläche dürfen sie sich nicht zu sehr in den Vordergrund spielen, trotzdem sollen sie hochwertig sein und in die Gesamtkollektion passen. Aus diesem Grund habe ich mich für die verdeckte Knopfleiste entschieden mit einem „Statement Knopf“ am Kragen und zwei am Ärmel.
Eine weiße Bluse ist also nichts für Wankelmütige, sondern verlangt nach vielen klaren Prozessen von yes or no, bis solch ein gelungenes Basic fertig ist. Die Produktion hat es dann noch einmal in sich: Immer wieder muss zwischengebügelt werden, die Abmessungen müssen präzise eingehalten werden, kein Schmutz an den Maschinen, Knopf und Knopflöcher verlangen große Sorgfalt. Farbe, Material und Schnitt verzeihen keine Fehler. Die Erzgebirgler sind versierte Blusen-Hersteller, und dann müssen wir noch heftig um jeden Cent ringen, damit am Ende mit € 298,00 ein vertretbarer Preis herauskommt.
Schreibe einen Kommentar