22 Jahre sind wir verheiratet. Heute ist unser Hochzeitstag, die elf ersten haben wir vergessen – im Ernst. Am 12. haben wir festgestellt, dass das Datum nicht so ideal gewählt wurde. (Die Nazis hatten am 10. August den Großvater meines Mannes erschossen.) Es endete trotzdem als unvergesslicher Tag. Danach haben wir so getan, als hätten wir nicht daran gedacht, dann gab es Blumen, dann gab es Streit … und anschließend grollende Versöhnung. Szenen einer Ehe in guten wie in schlechten Zeiten. Er warf ein rohes Ei nach mir, ich einen tiefgekühlten Truthahn. Er schnitt mir den langen Jil Sander Rock entzwei, damit ich Bein zeige; ich ließ ihm Krawatte und Checker Hemd, bis es sich von allein erledigte. Er verführte mich mit Kochkunst und Serge Reggiani, ich mit Highheels, rotem Lippenstift und Fellkleid. Wir heiraten heimlich, hochschwanger, die Trauzeugen vollzogen noch vor uns die Ehe. – Wenn ich das Herz von Familie und Firma bin, dann ist mein Mann die Seele, Dreh und Angelpunkt für alles, Schwergewicht im Miteinander. Dieses ist eine Liebeserklärung an unvergessliche Momente und brüllend-komische, unkonventionell-schräge, wütend-turbulente gemeinsame herrliche Zeiten.
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