„Before you make an omelette you have to cut the eggs.“ – Richtig im faktischen wie im übertragenen Sinne, aber in diesem Beitrag sind wir parallel unterwegs: der Graf und das Cousinchen mit dem Omelette, und ich mit den hartgekochten Ostereiern, die mich zurück in die Kindheit katapultierten. Die Hälfte ist im Topf geplatzt, weswegen die Frühjahrsdiät mit Eiern aufgestockt wurde, die andere Hälfte verwandelte sich unter meinen Fingern zu kleinen Fashion-Oster-Pretitiosen.

Auf dem Zuschneidetisch ausgebreitet liegen all die Stoffreste, von den Modellen an der Stange. Die Sonne scheint durch die Fenster, es ist unglaublich friedlich. Es ist Sonntag, keiner da, ich darf summen, ohne zu nerven. In Sekunden sind die Finger backzig vom Kleber, der auch schon an der Hose hängt. Ohne Plan schnibbel ich drauf los, Kopernikus Chiffon, Ernst-Haeckel Protodrucke, Bouclés und Blümchenmotive …

Mein Hirn läuft auf Schmalspur, jetzt ist die kreative Intuition an der Reihe, die Welt kann warten. Und so vergehen …  die Stunden wäre übertrieben, denn ein Teil meines Eiermaterials ist ja leider geplatzt, aber es war trotzdem eine herrliche Auszeit, lediglich unterbrochen von Sibylle’s SMSen und ihrem Omelette-Abenteuer à la Tyszkiewicz …

Als Erstes löschen wir in unserem Kopf alles, was wir mit der Zubereitung eines Omelettes in Erinnerung haben. Wir radieren die Male aus, an denen wir es in den Hotels und Restaurants dieser Welt gegessen haben und wir vernichten sofort die To-Do-Abfolge unserer bisherigen Kochexperimente. Re-Start, die Losung dieser Wochen und Tage. Hier kommt ein ganz neues Omelette vom Grafen – drei Seiten lang, handgeschrieben, von mir ins Gebrauch-Deutsch übertragen.

Die Eier für das Omelette in eine Schale tun – wir wissen nicht wieviel, aber zu zweit dürfen wir ja gemäß der bundesdeutschen Richtlinien zusammen sein. Nehmen wir 3 Eier für eine Person, das doppelte für Pärchen. Vorsichtig mit der Gabel zerschlagen, so dass es immer noch ein Miteinander von gelb-und-weiß gibt, statt einen uniformer Einheitsbrei, ganz wichtig für die Entfaltung des Aromas (lässt sich auch als Lebensmotto übertragen).

Und schon beginnt der aristokratische Virtuose mit der Aufzählung der Varianten: Klassisches Omelette, Käse-Omelette, Kräuter-Omelette, Frühlings-Omelette, Reste-Omelette … – Spätestens jetzt wäre ich aus dem Spiel, aber Cousine S. bleibt hartnäckig und will es schaffen, ihre Küche neu zu erobern, ihrer sonntäglichen Freizeit einen ähnlichen Sinn zu geben, wie ich hier mit meinen hartgekochten Oster-Eier-Basteleien.

Die Tomaten vierteln, den Strunk in der Mitte und die Kerne entfernen und für ca. 30 sec. ins kochende Wasser werfen. Anschließend wieder mit der Kelle herausschöpfen und zum Kühlen zur Seite legen. So lässt sich gleich ganz einfach die Haupt ablösen. In kleine Würfel schneiden und in die Schale zu den gerührten Eiern geben. Dill, Petersilie und Koriander kleinhacken und ebenfalls in die Eierpampe schütten.

Nun die Pfanne erhitzen mit etwas Butter und Öl (Anm: Öl dazu, damit die Butter nicht verbrennt). Die Rührei-Mixtur hineingießen und mit einem Deckel zudecken. Die Hitze auf niedrige Stufe runterstellen. Jetzt nicht alle weglaufen, um den Tisch zu decken, dass können nur die Fortgeschrittenen, die anderen bleiben brav in Herdnähe, um regelmäßig zu kontrollieren, ob das Omelette schon stockt (heißt: fest wird).

Es muss allerdings ein wenig flüssig an der Oberfläche bleiben, damit sich der volle Genuss entfaltet. Nun schreibt der Graf: die restlichen Tomatenstücke drüberstreuen. Zu spät, meine wären jetzt schon alle drin (Info kam erst auf Seite 3), aber Sibylle hat erst gelesen, dann gekocht. Gut so.

Wenn das Omelette stockt, dann die eine Hälfte über die andere schlagen und vorsichtig auf den Teller hieven. Noch ein wenig Petersilie und Kräuter oben drauf streuseln und genießen, in der Sonne, auf dem Balkon, hinter verschlossenen Türen. Egal, der einzigartige Geschmack trägt uns weit hinaus, dort wo es noch glückliche Hühner gibt und einen „Kühlschrank à la Surprise“ (meiner gehört nicht dazu).

Das Rezept gibt’s gratis. Und solch ein kleines Osterei mit Nest auch … mit der nächsten Bestellung. Ich leg schon mal los, bin dann mal weg … und bastele die schönsten kleinen Ostereier für Euch.