Als ich Teenager war, trällerte meine Mutter das Lied vom “Das bisschen Haushalt macht sich von allein … Sagt mein Mann”. Ich glaube, wir Mädchen haben es sogar mitgesungen, ohne zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Später habe ich dafür gesorgt, dass ich es möglichst anders organisiere… Mein Mann kocht, er kauft ein und ist der Logistiker des Alltags, während ich für die wenigen sonstigen Dinge zuständig bin, die allesamt Spaß bereiten … sagt mein Mann.

Nun bin ich gerade dabei, die diversen Umzüge zu erledigen, das Atelier, die eingelagerten Kisten und Boxen, Roma e Toska ex Milchstrasse, neu Poolstrasse … und wenn ich schon mal dabei bin, dann wird auch gleich der ganze persönliche Haushalt aufgelöst, die Wohnung an der Alster aufgegeben, und in verschiedene Richtungen verteilt. In diesen Zeiten rücken wir zusammen und sind sparsam.

Wohin mit diesem, wohin mit jenem? Fotos werden per SMS ausgetauscht: “Electronic WEG!” kommt zurück. “Muscheln auch wegweisend!” Was bedeutet “wegweisend”, dürfen sie gehen oder müssen sie bleiben? Sind wir faktisch oder transzendent? Die Minuten vergehen, ich bin überfordert, die Kiste mit den Muscheln wird von rechts nach links geschoben, während die weiteren Umzugskartons sich stapeln. “Rest kannst Du entscheiden!” SMS wenig später.

Meine Tochter Toska hat vorsichtshalber das Handy ausgeschaltet, nachdem sie noch kurz schrieb, dass ich nach der karierten Mütze Ausschau halten sollte und einpacken, was sie gerne hat. “… macht sich von allein”. Bringt ja Spaß. Und in der Tat ist dieses Packen wie eine endlose Geschichte in die Vergangenheit: Das Buch von Dostojewskij, das ich mit dem Küchenmesser zersäbelte, weil ich nur noch die letzten fünfzig Seiten auf Reisen mitnehmen wollte und nicht den ganzen Wälzer …

… Dann das halbzerfressenes Bild von dem heroischen Graf Tyszkiewicz, der vor Wien mit Prinz Eugen die Türken aufhielt, ach nein, es ist Austerlitz. Wieder habe ich wertvolle Umzugszeit verplempert. Auf den Teller mit Wappen soll ich besonders gut beim Einpacken aufpassen … sagt mein Mann. Ein wenig bleibe ich an dem Bild von mir in Polen hängen mit Roma unter dem Arm.

Und zum Schluss habe ich noch den Silberbecher gefunden, den Mama 1944 aus den Feuern des Warschauer Aufstandes rettete. Der Rest des enormen Besitzes ging für immer verloren. Ein Pars-pro-Toto zwischen Umzugskartons und Muscheln, die auch wegweisend sind. Ich behalte sie.